Stabile Seitenlage und 112 wählen kann fast jeder. Ich rief sie, die 112 heute vor zwei Wochen, um kurz nach 8 Uhr abends. Innerhalb Minuten waren die Rettungssanitäter da, noch lange bevor der Notartwagen kam um meinen Lebenspartner ins Krankenhaus zu bringen. Rückwärts war er unsere steile Wendeltreppe herab gestürzt, an einer der obersten Stufen in seinen Socken abgerutscht, mit dem ersten Aufknall fiel auch der gläserne Teller, den er in der Hand gehalten hatte, dann sah ich zu wie sein Rücken Stufe um Stufe auf der Treppe aufschlug, wie er weiter unten nach vorne stürzte, wie er auf den Steinfußboden knallte, abgestützt durch Ellbogen, Hand, Kinn und Nase.
Seine Schreie, tausend kleine Glasscherben die um ihn lagen, Bilder die ich nicht so schnell vergesse…In Krisensituationen bleibe ich cool, funktioniere wie es Zahnrädchen, auch wenn im inneren Angst herrscht. Was wenn Nervenbahnen der Wirbelsäule beim Sturz verletzt wurden oder Organe? Die Rettungssanitäter halfen meinen Lebenspartner fachgerecht zu lagern, führten erste Untersuchungen durch die Hoffnung gaben, achteten darauf dass der Kreislauf stabil blieb und vor allem, dass er sich nicht bewegt!Als der Krankenwagen kam, war alles für den Transport ins Krankenhaus bereit, einschließlich gepackte Tasche und Papiere. Gegen Mitternacht bekam ich Entwarnung. Mein Herzenspartner hatte Glück, nur starke Stauchungen und Prellungen.
Doch wie leiste ich jemandem Erste Hilfe, der Suizidgedanken hat, in eine Sucht zu gleiten droht oder eine Panikattacke erlebt?
In Deutschland gibt es jetzt Kurse, die genau da ansetzen: MHFA ERSTHELFER KURSE liefern Wissen und Werkzeuge, wie wir Angehörigen, Freunden oder Arbeitskollegen bei psychischen Problemen Erste Hilfe leisten können. Statt zu warten, bis jemand anderes das Thema – meist viel zu spät – anspricht, lernen wir, rechtzeitig Probleme zu erkennen, auf Menschen zuzugehen und unsere Hilfe anzubieten.
Mit großem Erfolg: Das Projekt aus Australien entstand bereits vor über 20 Jahren und ist heute weltweit bekannt. MHFA-Kurse gibt es unter anderem in den USA, Großbritannien, Hongkong und den Niederlanden, seit kurzem in der Schweiz und bald in Österreich. In 26 Ländern haben inzwischen rund vier Millionen Menschen diese Ausbildung zum Ersthelfer absolviert. Wohltätige Organisationen, Regierungsbehörden oder – wie jetzt in Deutschland – das Zentralinstitut für seelische Gesundheit ZI als Forschungseinrichtung, haben die Kurselemente und Handbücher in ihre Landessprachen übersetzt, an den Kulturkreis angepasst und der Bevölkerung zugänglich gemacht.
Der 12 Stündige Kurs richtet sich an alle Bevölkerungsgruppen: Laien, Interessierte, Angehörige, Betroffene. Die Teilnehmenden erhalten dabei Grundlagenwissen zu psychischen Erkrankungen und werden befähigt, Personen in akuten psychischen Krisen adäquat zu unterstützen. Sie lernen psychische Probleme frühzeitig zu erkennen, den Betroffenen Unterstützung zu bieten sowie professionelle Hilfe zu vermitteln.
Jeder Mensch ist verpflichtet Erste-Hilfe zu leisten, sofern dies zumutbar ist bzw. der Betroffene sich dabei nicht selbst in Gefahr bringt. Dies gilt auch wenn die Seele in Not ist und dafür ist die MHFA ERSTHELFER AUSBILDUNG für seelische Gesundheit sind nun auch deutschlandweit möglich. MHFA-Kurse für Deutschland wurden in Trägerschaft des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim innerhalb der letzten zwei Jahren aufgebaut. Das gemeinnützige Projekt wird mit Mitteln der Beisheim Stiftung und der Dietmar Hopp Stiftung unterstützt.
