Entzündungsreaktionen, auch sogenannte stille Entzündungen, spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung und dem Fortbestehen vieler Krankheiten. Sie gelten als Auslöser für die Entstehung von Krebs, Autoimmun- und Chronischen Erkrankungen. In vielen Fällen ist eine Entzündung die Reaktion des Körpers auf Stress. Arbeitet unser vegetatives Nervensystem ausgeglichen, kann das parasympathische Nervensystem, über die vom Vagus-Nerv gesteuerten Funktionen, entzündliche Prozesse wirksam bekämpfen. Ein höherer Vagustonus ist mit körperlichem und psychischem Wohlbefinden verbunden. Umgekehrt steht ein niedriger Vagustonus mit Entzündungen, chronischen Schmerzen, Depressionen, negativen Stimmungen, Ängsten, Herzinfarkt und Schlaganfall in Beziehung.
Stress verhindert Heilung & Regeneration
Der Zusammenhang erschließt sich über die zwei Gegenspieler unseres vegetativen Nervensystems Sympathikus (Stressnerv) und Parasympathikus (Ruhenerv), die auch unsere Herzfrequenz bestimmen. Erkennbar ist der Zustand der vegetativen Regulation an der Veränderung der zeitlichen Abfolge einzelner Herzschläge, in der Herzratenvariabilität (HRV). Die Herzratenvariabilität ist in jungen Jahren bei uns Menschen sehr hoch und nimmt mit zunehmendem Alter ab. Unser Herz verliert in Laufe unseres Lebens an seiner Variabilität mit der es auf Reize aus der Umwelt reagieren kann. Dass es in den letzten Jahrzehnten immer häufiger schon frühzeitig zum Verlust dieser Fähigkeit kommt, führen Wissenschaftler auf die dramatische
Entwicklung zurück, in der Weise wie unser Nervensystem fortwährend mit Reizen überflutet wird. Als Folge nehmen Schlaganfall & Herzerkrankungen bereits in jungen Jahren zu. Die Herzratenvariabilität steht auch im direkten Zusammenhang mit unserem Vagustonus, der wieder für alle regenerativen Prozesse im Körper ausschlaggebend ist. Ein gesunder Vagustonus wird durch einen leichten Anstieg der Herzfrequenz beim Einatmen und eine Abnahme der Herzfrequenz beim Ausatmen angezeigt. Die Fähigkeit mit Stress- und Belastungen umgehen zu können, stabilisiert unser vegetatives Nervensystem. Auch der Vagustonus lässt sich stärken, wenn wir in der Lage sind tief zu entspannen. Tiefe Zwerchfellatmung — mit langem, langsamem Ausatmen — ist der Schlüssel zur Stimulation des Vagusnervs und verlangsamt die Herzfrequenz und den Blutdruck, besonders in Zeiten von starker Belastung und Leistungsangst. So entscheidet unser vegetatives Nervensystem über unsere Gesundheit und Wohlbefinden. Auch Apnoetaucher nutzen diese Technik. Die Verlangsamung der Herzfrequenz, sorgt für einen verminderten Sauerstoffverbrauch der Muskulatur und des Gehirns. Taucher nutzen dies, um mit einem Atemzug lange abtauchen zu können. Die tiefe Ruhe und Entspannung die sie dabei erfahren und die süchtig machen kann, hängt auch mit dieser erlernbaren Fähigkeit zusammen.
Die innere Uhr
Die Chronobiologie, ein noch recht junger Wissenschaftszweig der Biologie, befasst sich seit nunmehr 30 Jahren intensiv mit der zeitlichen Organisation von biologischen Systemen. Sie untersucht Regelmäßigkeiten und rhythmisch wiederkehrende Faktoren in der Lebensweise von Lebewesen und die Auswirkung von Veränderungen auf unseren Organismus. Unser gesamter biologischer Rhythmus, die chronologische Organisation von physiologischen Prozessen und aufeinander abgestimmten Organabläufen, steht in Abhängigkeit mit einem in uns schwingenden System, der sogenannten inneren Uhr. Verantwortlich für eine gut funktionierende neurovegetative Regulation unseres vegetativen Nervensystems, ist sie unser Schlüssel zu Gesundheit und Wohlbefinden.
Es gilt inzwischen in der Medizin als gesichert, dass der Zeitpunkt der Einnahme von Medikamenten großen Einfluss auf deren Wirksamkeit hat. Bei einer Chemotherapie kann beispielsweise mit sehr viel geringeren Konzentrationen an Zytostatika gearbeitet werden, wenn die zeitlichen Fenster bei der Verabreichung beachtet werden. Biologische Rhythmen treten mit Perioden auf, deren Dauer von Millisekunden bis hin zu Jahren reicht. Atem-Rhythmus, Herzfrequenz, Hirnaktivität,
Organaktivität, Hormonproduktion & Ausschüttung steht im Zusammenhang mit Rhythmen, die wir in der Natur wiederfinden. Wenn sich am Strand das Wasser ganz langsam zurückzieht, dann hat der Mond seine unsichtbare Hand im Spiel – das weiß jedes Kind. Die Mondphasen stehen wiederum im Zusammenhang mit der Sonne, diese mit dem Tag –Nacht Zyklus, den Jahreszeiten etc., alles steht in Zusammenhang und bedingen sich gegenseitig. So wird zum Beispiel auch mit der Abfolge von Schlafstadien (REM Phasen und Tiefschlafphasen), die Freisetzung von Hormonen in der Hirnanhangdrüse beeinflusst.
Der gesunde Schlaf eines Erwachsenen kann in drei verschiedene Phasen unterteilt werden:
- Wachzustand
- Leichtschlafphase
- Tiefschlafphase und
- REM-Schlaf,
der auch Traumschlaf genannt wird indem wir das Tagesgeschehen verarbeiten. Die Verarbeitung von Tagesgeschehen ist durch fehlende REM Phasen nicht möglich. Ohne ausreichende Tiefschlafphasen, können lebensnotwendige vegetative Regenerationsprozesse im Körper nicht ausreichend erfolgen. REM und Tiefschlafphasen wechseln sich bei 7-9 Stunden Schlaf etwa 5-6 Mal ab.
Während wir schlafen, zirkuliert die Gehirn-Flüssigkeit (Liquor) deutlich schneller und in den Tiefschlafphasen erweitern sich die Räume zwischen den Gehirnzellen um 60 Prozent. Dadurch entsteht insgesamt mehr “Freiraum” und es kann mehr Gehirnflüssigkeit durch das Gehirngewebe strömen.
Deshalb gehen die Wissenschaftler davon aus, dass sich im Schlaf die zelluläre Struktur des Gehirns regeneriert. So können giftige und schädliche Stoffwechselprodukte schneller aus dem Gehirn gespült werden. Unter anderem kommt es in diesem schlafabhängigen Prozess zu einer erhöhten Ausspülung von Beta-Amyloiden, die hauptverantwortlich für die Entstehung von Demenz und im Besonderen für Morbus Alzheimer sind. Dies erklärt, warum wir Menschen jede Nacht 7-9 Stunden Schlaf benötigen: um unser Gehirn von toxischen Substanzen wie Beta-Amyloiden zu reinigen und zu befreien.
Wie Blaulicht uns um unseren Tiefschlaf bringt
Die Auswirkungen von Blaulicht auf die Melatoninproduktion und den Chronorhythmus sind mittlerweile gut untersucht. LED-Monitore haben etwa zwei Drittel mehr Blaulicht im Bereich um 460 nm. Das ist die Wellenlänge, die von den Melanopsin-Rezeptoren in der Retina am besten absorbiert wird. Melanopsin-Rezeptoren gelten als wichtige Sensoren für die Einstellung der inneren Uhr. Ist es hell, so schüttet der Körper Serotonin und Cortisol, ein Stresshormon, aus – beide Stoffe bewirken, dass man sich wach und leistungsfähig fühlt. Melatonin hingegen wird als Schlafhormon bezeichnet und sorgt bei Dunkelheit für Müdigkeit und einen festen Schlaf.
Jedes Mal, wenn wir einen hellen Bildschirm betrachten, senden wir ein Signal an das Gehirn, dass die Sonne aufgeht. Die Lichtexposition erhöht die Cortisolproduktion und verringert die Melatoninproduktion. Gerade in den ersten 4 Stunden, sind der Wechsel von Leichtschlafphasen-Tiefschlafphasen und REM-Phasen essentiell. Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir genau nach diesen 4 Stunden aufwachen. Früher haben die Menschen dann nach dem Feuer gesehen, sich um das Vieh gekümmert, mit dem Partner gesprochen und sich dann nochmals für weitere 4 Stunden zum Schlafen gelegt. Die 8 Stunden Schlaf am Stück, brachte erst die Industrialisierung in den Alltag der Menschen, die starre Abläufe verlangte. Ein gesunder Schlaf bedeutet nicht, dass wir 8 Stunden am Stück durchschlafen, sondern dass wir tief schlafen!
Schauen wir jetzt am Abend vor dem Schlafengehen noch Fernsehen, arbeiten am PC oder sind mit unserem Smartphone aktiv, verhindern wir, dass der Körper in seinen für ihn notwendigen regenerativen Tiefschlaf findet. Der (erschöpfte) Körper steht unter Einfluss vom Wach & Stresshormon Cortisol und kommt nicht über Leichtschlafphasen hinaus. Schlaf und innere Uhr hängen eng miteinander zusammen: Gerät die innere Uhr aus dem Takt, können auch Schlafprobleme die Folge sein. Und wer schlecht oder unregelmäßig schläft, stört auch seine innere Uhr und schädigt damit sein vegetatives Nervensystem. Auch Zellen und Organe folgen einer eigenen inneren Uhr. Werden diese dauerhaft gestört, sind Stoffwechselerkrankungen sowie organische Leiden die Folge, darüber ist sich die heutige moderne Wissenschaft einig.
Wir können selbst sehr viel für unsere Gesundheit und Wohlbefinden tun. Wichtig ist, dass wir unser vegetatives Nervensystem stabilisieren, insbesondere den Vagustonus stärken, indem wir die Fähigkeit erlernen, besser mit Stress- und Belastungen umzugehen. Auch Yoga, TaiChi, Gigong und Techniken der Achtsamkeitspraxis sind dafür förderlich.
Außerdem sollten wir versuchen weniger Zeit vor Bildschirmen zu verbringen, (was auch e-book-reader und tablets betrifft), dies gilt vor allem für 1-2 Stunden vor dem Zubettgehen. Fernsehen wirkt sich sehr aktivierend nicht nur auf die Hormonproduktion der Wach & Stresshormone aus, sondern beeinflusst sehr direkt unsere Hirnfrequenzen. So kann viel und spätes Fernsehen auch Ursache für schwaches Gedächtnis, Konzentrationsschwierigkeiten und einer mangelnden Fähigkeit erlerntes im Gedächtnis abzuspeichern sein, was vor allem Kinder und Jugendliche essentiell betrifft.
Eine Antwort
Liebe Stephania,
Vielen Dank für dein e Zuwendung in Form dieses interessanten Artikels.
Ich bin von unseren inneren Reise -(leitung) begeistert. Zeit ist gerade heute beim Thema ‚ Geduld ‚ bedenkenswert für mich geworden, allerdings eher als absolute Größe denn als innere Uhr. Da gibt es noch viel zu erforschen. LG ulrike