Auswirkung eines Trauma auf Psyche und Seele
Unabhängig von der Angstursache antwortet unser Zentralnervensystem (ZNS) auf überwältigende, erschreckende und nicht kontrollierbare Erlebnisse mit emotionalen und körperlichen Reaktionen, die sich in uns konditionieren können. Brandopfer z.B. können auf konditionierte Reize (Stimuli), etwa den Geruch von Rauch, mit Panik reagieren, als ob sie wieder solchen Gefahrensituationen ausgesetzt wären.
Während des belastenden Ereignisses ist der ganze Organismus hoch alarmiert, unter hohem Stress und auf Überleben ausgerichtet. Betroffene erleben u.a. massive Angst, Hilflosigkeit, Entsetzen und Ohnmacht. Einige Menschen empfinden starke Verwirrung, fühlen sich betäubt oder wie abgeschnitten von sich selbst, anderen und ihrer Umwelt. Die Realität wirkt als unwirklich erlebt. In den meisten Fällen klingen diese Reaktionen einige Zeit nach dem Ereignis wieder ab.
Mögliche Reaktionen nach dem traumatischen Ereignis
Nach einem außergewöhnlich belastenden Ereignis ist es vollkommen normal, heftige Reaktionen der Belastung, Erschütterung, unangenehme Gefühle, angsteinflößende Gedanken und starke körperliche Empfindungen zu erleben.
Der Alarmierungszustand des Organismus als Reaktionen, die während des Ereignisses auftreten, kann auch noch eine Zeit lang andauern nachdem das Ereignis vorbei ist (z.B. das Gefühl der Bedrohung).
In der Folge kann es zu Schlafstörungen, innerer Unruhe und Schreckhaftigkeit kommen. Auch Gefühle der Niedergeschlagenheit, Schuldgefühle, Selbstvorwürfe oder Ärger und Wut können erlebt werden. Den Betroffenen fällt es schwer zu begreifen, was ihnen passiert ist. Immer wieder kreisen die Gedanken um diese Erlebnisse, was einen Versuch und Schutzmechanismus der Psyche darstellt, das Erlebte in einen Zusammenhang einzuordnen (z.B. „wie schrecklich es war, nun ist es aber vorüber und ich habe es überlebt“), diese extremen Erfahrungen verarbeiten zu können.
Andere Menschen reagieren in außergewöhnlich belastenden Situation noch sehr gefasst, können sich aktiv zur Bewältigung der Situation einbringen, bergen oder retten Opfer und fallen erst nach der überstandenen Situation in sich zusammen.
Mögliche psychische Traumafolgen
In den meisten Fällen folgt auf ein belastendes Ereignis keine psychische Erkrankung. Wenn jedoch das belastende Erlebnis von einer Person nicht ausreichend bewältigt werden kann, die soziale Einbindung und die Unterstützung in ihrem Umfeld fehlt oder nicht ausreicht, können die Folgen so schwerwiegend sein, dass psychische Erkrankungen entstehen:
Depressionen, Angst- und Suchterkrankungen, Somatisierungsstörungen
(wenn körperliche Beschwerden, ohne organisch erklärbare Befunde bestehen)
Dissoziative Störungen (die Betroffenen reagieren auf sehr belastende Erlebnisse mit der Abspaltung von Erinnerungen oder gar ganzen Persönlichkeitsanteilen, um unerträgliche Erfahrungen auszublenden)
Anpassungsstörungen
Eine Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein einmaliges oder ein fortbestehendes belastendes Lebensereignis, die sich in negativen Veränderungen des Gemütszustandes (affektiven Symptome) oder auch in Störungen des Sozialverhaltens (zwischenmenschlich) ausdrücken kann. Sie gehören zu den am häufigsten diagnostizierten Störungen in der Psychiatrie, darunter besonders die depressive Reaktion – auch als „reaktive“ Depression bekannt. Die depressive Entwicklung hängt hier ganz konkret mit einem Auslöser zusammen.
Akute Belastungsreaktionen (Stressreaktionen)
Als direkte Folge auf ein traumatisches Erlebnis kann eine akute Belastungsreaktion eintreten, die in der Regel nach wenigen Stunden bis Tagen vorüber geht.
Betroffene fühlen sich emotional wie betäubt, gefühllos oder teilnahmslos, auch verwirrt und ziehen sich zurück. Einige fühlen sich auch nach dem Erleben noch stark bedroht und sind körperlich sehr unruhig. Manche Menschen können sich an das Ereignis nicht mehr erinnern, haben das Gefühl, dass die eigene Person, andere Personen oder die Umgebung fremd oder unwirklich wirken.
Diese Beschwerden können mit Ängsten, depressiven Verstimmungen, körperlichen Beschwerden einhergehen.
Posttraumatische Belastungsstörungen PTBS
Wenn diese seelischen Beschwerden länger als 4 Wochen in einer sehr belastenden Form andauern, kann eine Posttraumatische Belastungsstörung vorliegen. Die Beschwerden können dabei auch verzögert, also erst einige Zeit nach dem traumatischen Ereignis, erstmals auftreten.
Den Erste-Hilfe-Kurs kennen wir alle, auch von der stabilen Seiten-Lage haben wir alle schon gehört. Doch wie sieht es mit Erster Hilfe bei psychischen Störungen aus? Wie spreche ich Menschen richtig an, die sich merklich in sich zurück ziehen, niedergeschlagen wirken oder eine Suchterkrankung entwickeln?
Im Durchschnitt liegen zwischen dem Beginn einer Angststörung, einer Depression oder auch einer Suchterkrankung und deren Therapie zwischen 3 und 20 Jahre. Diese Zeit könnte deutlich reduziert werden, Betroffenen würde viel seelisches und körperliches Leid erspart werden, wenn sie rechtzeitig professionelle Unterstützung bekämen und geschulten seelischen Beistand.
Mental-Health-First-Aid (MHFA) ist die Antwort der wirksamen Ersten Hilfe bei psychischen Problemen. MHFA wurde vor über 20 Jahren, nach dem Vorbild der Ersten Hilfe für körperliche Erkrankungen, für psychische Erkrankungen entwickelt. Es ist weltweit aktiv und erwiesen wirksam. Das MHFA-Ersthelfer-Programm bringt jedem bei, wie Erste Hilfe bei psychischen Problemen und persönlichen akuten Schieflagen geleistet werden kann. Erlernt werden dabei die Werkzeuge wirksamer professioneller Gesprächsführung um Betroffenen sowohl in akuten Krisensituationen, wie auch mit beginnenden und chronischen Verläufen hilfreich beigestanden werden kann. Die Teilnehmenden erlernen Erste Hilfe bei psychischen Krisen zu leisten und bekommen ein Gefühl dafür, was hilfreich und förderlich für den Betroffenen ist und was nicht. MHFA Ersthelfer können psychische Schieflagen frühzeitig erkennen und darauf aufmerksam machen, bevor es zur Abwärtsspirale kommt oder ich Langzeitsymptomatiken entwickeln.
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