Warum die Seele Freigang braucht – eine Mediation der Achtsamkeit
Glück ist kein Luxus. Lebensfreude ist kein Bonus. Beides gehört zu unserem innersten Menschsein – wie die Jahreszeiten zur Natur.
Wie die Jahreszeiten unserem Leben Rhythmus geben, sind auch Lebensfreude und Glück Teil eines natürlichen inneren Zyklus. Im Frühling spüren wir den Aufbruch, im Herbst den Rückzug.
Doch der Sommer?
Der Sommer ist die Zeit der Fülle.
Er steht für Wärme, Licht, Weite.
Für das pralle, ungefilterte Leben. Er erinnert uns daran, dass wir nicht nur funktionieren, sondern auch genießen dürfen. Dass es Tage geben darf, an denen wir barfuß laufen, uns von der Sonne streicheln lassen oder einfach in den Himmel schauen – ohne Ziel, ohne Zweck.
Der Sommer ist unser innerer Freigang.
Eine seelische Erlaubnis, wieder ganz da zu sein – im Jetzt, im Körper, im Leben.
Jede Jahreszeit hat ihre Qualität. Doch der Sommer verkörpert das, was unsere Seele oft am meisten vermisst:
Freigang.
Kein Wunder, dass sie genau jetzt spürt, was sie braucht:
Bewegungsfreiheit, lebendige Begegnung, Lebenslust.
Keinen inneren Hausarrest. Keine kleinmachende Selbstkritik. Keine Überanpassung.
Sondern Raum. Spiel. Ausdruck. Sinnlichkeit. Lebensfreude.
Glück ist dabei mehr als ein flüchtiger Zustand. Es ist ein Grundbedürfnis – ein Existenzrecht. Und doch: Viel zu oft wird Glück als etwas betrachtet, das wir uns erst verdienen müssten. Oder als etwas, das anderen leichter zufällt. Dabei brauchen wir Glück nicht weniger als Luft, Wasser oder Geborgenheit. Es schützt unsere psychische Gesundheit. Es nährt unsere Resilienz. Und es erinnert uns daran, wer wir sind, jenseits von Pflicht und Funktion.
Der Zauber des Glücks – oder: Was Harry Potter damit zu tun hat
Im dritten Band der Harry-Potter-Reihe, Der Gefangene von Askaban, begegnet Harry den Dementoren – dunklen Wesen, die den Menschen das Glück entziehen. Sie machen kalt, leer, mutlos. Ihnen zu begegnen, ist wie ein seelischer Wintereinbruch mitten im Leben.
Um sich gegen sie zu schützen, lernt Harry den Patronus-Zauber – Expecto Patronum. Doch dieser Zauber gelingt nur, wenn Harry in der Lage ist, sich mit einer kraftvollen, glücklichen Erinnerung zu verbinden. Einer echten, gelebten Glücksquelle voller Licht und Freude. Nur dann entsteht ein Patronus – ein leuchtendes, beschützendes Wesen, das die Dunkelheit zurückdrängt.
„Expecto Patronum“ – „Ich erwarte einen Beschützer“. Der Patronus ist eine Manifestation reinen Lichts, geboren aus einem echten, tief empfundenen Glücksgefühl.
Diese Geschichte ist mehr als Magie – sie ist ein psychologisches Modell. Auch wir brauchen Patronus-Momente: lebendige, gute Erinnerungen, kraftvolle innere Bilder, die unsere Seele nähren und schützen, wenn es dunkel wird. Vor Erschöpfung, Resignation, Kälte. Einen Weg, wie wir uns an das Licht erinnern – und es hervorrufen können.
Für unsere heutige AusZeit habe ich dir
3 Glücksmomente – Übungen für den inneren Sommer
mitgebracht, kleine, aber sehr wirkungsvolle Übungen, um Lebensfreude, innere Weite und Lebensglück zu stärken – und dir deinen ganz persönlichen Patronus herbeizuzaubern.
Expecto Patronum Diesen Zauberspruch in Verbindung mit der Patronus-Technik hat mir Joahir Osman, Projektleiterin bei der Beisheim Stiftung für das Projekt Mental Health First Aid (MHFA) – Ersthelfer, letzte Woche im Rahmen meiner Schulung in München für die Stiftung mit auf den Weg gegeben.
Er war so kraftvoll, dass ich ihn dir heute – in unserer kleinen Auszeit – weitergeben möchte, mit zwei weiteren Übungen:
- Stiller Moment – Die Insel im Alltag
- Der physiologische Seufzer – Atem als Reset
- Schlusszauber: Expecto Patronum
Lebensfreude ist kein Endprodukt. Sie ist eine Kraftquelle. Sie ist ein Kompass. Und sie ist immer da – oft verborgen, manchmal verschüttet, aber nie verloren.
In einem Alltag voller Erwartungen und Anforderungen dürfen wir sie bewusst einladen. Manchmal reicht ein Blick in den Himmel, ein Lächeln, ein Atemzug, ein Wort:
„Expecto Patronum.“
Ich erwarte meinen Beschützer.
Ich rufe das Licht.
Ich erlaube mir Glück.