Eine Meditation der Achtsamkeit
Ein Thema, das auf wunderbare Weise zwischen Gewohnheit und Veränderung, zwischen Sicherheit und Freiheit pendelt.
Vielleicht knüpfte diese unerwartete Pause auch an unser letztes Thema Erinnerungen an – als eine Art Lehrerin, die uns daran erinnert, dass Rhythmen, Unterbrechungen und Neubeginne zum Leben gehören.
Das Leben selbst ist durchzogen von Wiederholung: Atemzug um Atemzug, Herzschlag um Herzschlag, Tag und Nacht, Wachsen und Vergehen. Wiederholung ist Rhythmus, ist Puls – sie hält uns im Fluss des Lebens. Und doch trägt jede Wiederholung die Möglichkeit des Neuen in sich. Kein Sonnenaufgang gleicht dem anderen, kein Gespräch, kein Moment.
Wiederholung kann Geborgenheit schenken – in Ritualen, in Gewohnheiten, in Gesten, die uns vertraut sind. Sie kann aber auch ermüden oder fesseln, wenn sie unbewusst geschieht, wenn wir in ihr gefangen bleiben. In dieser Spannung zwischen Vertrautem und Veränderung, zwischen Sicherheit und Freiheit, liegt ihr Zauber.
Wiederholung als Erinnerung in Bewegung
Im Gegensatz zur Erinnerung, die rückwärtsgewandt ist, richtet sich Wiederholung auf das Jetzt – sie bringt das Vergangene ins Gegenwärtige zurück. Wir wiederholen nicht exakt das, was war, sondern schaffen in jeder Wiederholung eine neue Form. Im Wiederholen liegt also auch Erneuerung. Etwas, das uns geprägt hat, zeigt sich erneut, damit wir es vielleicht diesmal bewusster erleben oder verwandeln können.
Wiederholung als unbewusster Kreislauf
In der Psychologie wird Wiederholung oft als Versuch verstanden, Unverarbeitetes zu integrieren. Wir wiederholen Situationen, Beziehungen oder Muster, um etwas zu begreifen, zu heilen oder abzuschließen. Wenn wir erkennen, was wir wiederholen – und warum –, entsteht Freiheit.
Vielleicht erkennen wir in der Wiederholung auch etwas von uns selbst:
Muster, die sich wiederholen – in Gedanken, in Beziehungen, in Reaktionen. Sie sind keine Fehler, sondern Einladungen, etwas zu verstehen, zu verwandeln, zu befreien.
Wiederholung als Ritual
Rituale sind bewusst gestaltete Wiederholungen. Sie geben Struktur und Bedeutung, verwandeln Alltägliches in Symbolisches. Ein gemeinsames Mahl, ein Spaziergang, eine Kerze am Abend – all das sind Wiederholungen, die Sinn stiften, weil sie uns in Verbindung bringen: mit uns selbst, mit anderen, mit dem Leben.
Das Paradox: Nur durch Wiederholung können wir Wandel erfahren.
Was wir immer wieder tun, denken oder fühlen, formt uns – und bietet genau dort die Chance, etwas zu verändern. Bewusste Wiederholung ist keine Starre, sondern ein Tor zur Transformation.
Diese Auszeit heute darf dich darin begleiten, bewusster wahrzunehmen, was sich in deinem Leben wiederholt – und warum.
- Welche Wiederholungen nähren dich?
- Welche engen dich ein?
Und wo öffnet sich vielleicht heute, in diesem Moment, eine kleine Bewegung, die anders ist als sonst – ein neuer Ton im alten Lied?
Atme. Spüre. Lass dich von der Wiederholung tragen – nicht als Wiederkehr des Immergleichen, sondern als Welle, die dich sanft in die Gegenwart trägt.